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Kommentare zu Zitaten von Meister Baso
Unterweisung von Meister Roland Yuno Rech, Sesshin in der Grube Louise, Okt. 2007

Sonntag, 2. Zazen

Bald werdet ihr alle nach Hause fahren und zu eurem Alltag zurückkehren. In diesem Moment trauert man oft dem Sesshin nach, weil man den Alltag und die Zen-Praxis während eines Sesshins einander gegenüberstellt. Man trennt das tägliche Leben von der Praxis des Weges, wo es doch der Sinn unserer Praxis ist, dass das tägliche Leben, der alltägliche Geist der Weg ist. Um wirklich den alltäglichen Geist, der der Weg ist, zu realisieren, müssen wir aufhören zu trennen, zumindest aufhören, Trennungen und Dualismen anzuhaften.

In einem Sutra sagte Buddha: „Gewöhnliche Menschen geben Dingen der Wirklichkeit Namen, halten an diesen Namen fest, machen aus ihnen eine Realität und wollen sie schließlich besitzen.“
Wer anfängt, den Weg zu praktizieren, strengt sich an, keine Begriffe zu erzeugen und ihnen nicht anzuhaften. Wer hingegen den Weg verwirklicht hat, erzeugt keine Begriffe mehr. Nicht, dass er sich bemüht, keine Begriffe mehr zu erzeugen, er bildet einfach keine mehr, nicht einmal über das Nirvana, über den Weg, über das Satori.

Tausenddreihundert Jahre später kommt das gleiche Thema im Gespräch zwischen Joshu und Nansen auf. Joshu möchte den Weg verwirklichen, so wie jeder von uns. Nansen antwortet ihm, dass der gewöhnliche Geist, der alltägliche Geist der Weg sei, also nichts besonders. Aber Joshu lässt nicht locker und fragt: „Müssen wir auf ihn zugehen oder nicht?“
„Wenn du versuchst, auf den Weg oder auf den alltäglichen Geist zuzugehen, wirst du dich von ihm entfernen.“ Sobald man einen Begriff erzeugt, aus dem man eine Realität macht, der man sich nähern oder die man ergreifen möchte, entfernt man sich von ihm.

Joshu fragt weiter: „Aber wenn man nicht versucht, sich ihm zu nähern, wie kann man dann wissen, was der Weg ist?“
Joshu will es wissen. Er will wissen, was der Weg ist und ob er auf dem Weg ist, so wie die meisten von uns.

Nansen antwortet: „Der Weg gehört weder dem Wissen noch dem Nicht-Wissen. Wissen ist eine Illusion. Nicht-Wissen ist Verwirrung. Und wenn du den Weg des Nicht-Zweifels realisierst, ist es wie unendliche Leerheit.“

Wie kann es auf dem Weg Wahres und Falsches geben?
Wissen, Nicht-Wissen, Satori, Illusion existieren nur im Gegensatz zueinander. Diese Begriffe haben keine Substanz, sie sind nur Erzeugnisse des dualistischen Geistes, Erzeugnisse, die uns von dem Weg entfernen.
Das heißt nicht, dass der Weg nicht verwirklicht werden kann. Er kann im Gegenteil verwirklicht werden, wenn wir mit Körper und Geist in Einheit praktizieren jenseits der Zweifel, die durch unsere geistigen Konstruktionen geschaffen werden, jenseits unserer Anhaftungen an alle Arten von Begriffen und Vorstellungen, die wir selber hergestellt haben.

Nach diesem Mondo erwachte Joshu vollständig. Später half er vielen Wesen durch das tägliche Leben zu erwachen.

„Hast du deine Reissuppe gegessen?“
„Ja.“
„Dann geh und säubere deine Schale.“
Das war die Essenz seiner Unterweisung. Die Verwirklichung des Weges jenseits jeden Wissens ganz konkret in der Praxis mit dem Körper.

Die Menschen, die am ehesten Probleme haben, den Weg zu realisieren, sind jene die zu sehr in ihrem Kopf leben. Um zum Körper zurückzukehren, müssen sie sich auf die Zazen-Haltung konzentrieren, auf Kinhin, auf die Gesten der Zeremonien, auf Samu, auf die Art, das Kesa anzulegen und das Zagu zu entfalten. All diese Handlungen sind Gelegenheiten, um die Einheit von Körper und Geist wiederzufinden und so nicht mehr getrennt vom Weg zu leben.

Um diesen alltäglichen Geist, der der Weg ist, auszudrücken, hat Meister Mumon ein schönes Gedicht geschrieben:

Hunderte Blumen im Frühling,
der Mond im Herbst,
die frische Brise im Sommer,
und der Schnee im Winter.
Gäbe es keine unnützen Wolken in eurem Geist,
wäre jede Jahreszeit eine gute Jahreszeit.
Und jeder Tag wäre ein guter Tag.

Ich wünsche jedem von euch, dies zu realisieren und den Geist des Sesshins im täglichen Leben weiterzuführen.

 

Übersetzung: Silvia Leyer