Freitag, 1. Zazen
Folgt während Zazen nicht euren Gedanken. Richtet eure Aufmerksamkeit immer wieder auf euren Körper. Neigt das Becken gut nach vorne und drückt die Knie fest auf den Boden. Denkt daran, dass die Neigung des Beckens von der richtigen Höhe des Zafus abhängt. Der Bauch ist entspannt. Das Körpergewicht ruht auf dem Zafu und den Knien und gibt der Haltung Stabilität. Wir sind gut im Boden verwurzelt. Von dieser Grundlage aus strecken wir die Wirbelsäule und den Nacken, als wollten wir den höchsten Punkt des Kopfes in den Himmel recken. Auf diese Weise lassen wir alle Spannungen im Rücken los.
Das Kinn ist zurückgezogen, so dass wir eine starke Energie im Nacken spüren können, die das Gehirn stimuliert und die Wachsamkeit erhöht. Die Schultern sind völlig entspannt und gesenkt.
Auch das Gesicht ist entspannt, besonders die Kiefergelenke. Die Zunge liegt am Gaumen. Die Augen bleiben offen. Der Blick ruht vor uns auf dem Boden. Wir betrachten nichts Besonderes, wir sehen einfach, was vor uns ist, ohne den Blick willkürlich zu lenken. So stören die visuellen Objekte nicht die Konzentration.
Genauso wenig wird die Konzentration von den Gedanken gestört, die von Augenblick zu Augenblick auftauchen. Wenn ein Gedanke erscheint, folgen wir ihm nicht sondern lassen ihn vorbeiziehen. Der Geist bleibt frei, selbst inmitten von Phänomen, von Empfindungen, Wahrnehmungen und Gedanken. In Zazen kommt es nicht darauf an, die Phänomene zu verscheuchen und in einer Art leeren Raum zu sein. Einfach nichts ergreifen.
Dies symbolisieren die Haltung der Hände in Zazen. Die linke Hand liegt in der rechten Hand, die Handkanten berühren den Unterbauch, die Daumen sind waagerecht und formen mit den Zeigefingern ein weites Oval. In dieser Haltung machen die Hände nichts, sie stellen nichts her und vor allem ergreifen sie nichts. Wenn ihr den Geist in die Hände legt, ergreift auch er nichts.
Wir atmen ruhig durch die Nase ein und aus. Wenn der Bauch gut entspannt ist, atmen wir ganz zu Ende aus. Danach lassen wir ganz natürlich eine tiefe Einatmung geschehen. Wenn wir einatmen, sind wir völlig ein Körper und Geist, der einatmet, wenn wir ausatmen, sind wir völlig ein Körper und Geist, der ausatmet. Selbst wenn wir uns anfangs bewusst und willentlich auf die Atmung konzentrieren, lassen wir, nachdem wir uns an die Praxis gewöhnt haben, die Atmung auf natürliche Weise geschehen. In der Atmung gibt es kein Ego, keine besondere Absicht, keine Willenskraft. ES atmet.
Körper und Geist sind in Einheit mit dem ganzen Universum, ohne Trennungen. Die beste Art und Weise, um unsere geistigen Konstruktionen ganz natürlich loszulassen, ist, zur Haltung der Hände und zur Aufmerksamkeit auf die Atmung zurückkehren. Es ist die beste Art und Weise, um gar nichts mehr zu machen, nicht einmal mehr Zazen. So wird unser Zazen augenblicklich eine Praxis des Erwachens und der Verwirklichung. Wir erwachen aus unseren Illusionen, indem wir ihnen nicht folgen. Wir verwirklichen unsere Einheit mit dem Universum, indem wir keine Trennungen mehr schaffen. Dies geschieht unbewusst und natürlich.
zurück | weiter |