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Unsere wahre Natur
Unterweisung von Meister Roland Yuno Rech, Sesshin in der Grube Louise, Okt. 2006

Sonntag, 1. Zazen

Wenn wir Zazen machen und uns auf die Körperhaltung und die Atmung konzentrieren, funktioniert der Geist wie ein Spiegel. Alle Phänomene tauchen auf, spiegeln sich im Geist wider, ohne an ihm zu haften, ohne in ihm zu verweilen. Es ist die Aufgabe der Praxis der Konzentration, dem Geist zu ermöglichen wie ein Spiegel zu funktionieren. Im Alltag können wir es auf gleicher Weise praktizieren, indem wir so oft wie möglich, unabhängig von der Haltung oder der Tätigkeit, zur Konzentration auf Körper und Atmung zurückkehren.

Dieses Bild, diese Metapher des Spiegels kann den Eindruck vermitteln, der Spiegel wäre das Subjekt, das heißt man selbst, und alle Phänomene, die sich reflektieren, wären Objekte außerhalb des Spiegels, wie Besucher, die uns einen Besuch abstatten. Aus diesem Grund spricht man oft so vom Staub, der sich auf dem Spiegel niederlässt, als hätte er nichts mit dem Spiegel zu tun, als wäre er getrennt vom Spiegel. Mit einem tieferen Verständnis können wir erkennen, dass dieser Staub, diese Besucher ohne Substanz sind. Es ist die Intuition der Leerheit, die es ermöglicht, die Wurzel unserer Illusionen zu durchtrennen und unsere Freiheit auch inmitten von allen Arten von Phänomenen wiederzufinden. Diese Sichtweise macht alles leichter. Daher vergleichen wir diese Illusionen gerne mit Wolken, die am Himmel vorbeiziehen. Sie haben die Leichtigkeit des Dampfes und verschwinden sehr schnell.

Aber diese Vision ist dualistisch. Da gibt es noch mich, mein Bewusstsein, das wie ein Spiegel funktioniert, und die äußeren Objekte. So ist diese Sichtweise trügerisch. Daher sagt Meister Dogen im Bussho: „Die ganze Welt ist völlig frei von Staub.“ Was sich in unserem Geist widerspiegelt, ist Teil des Geistes. Es ist nicht etwas von außen, etwas, das von uns getrennt ist.
Die Phänomene, die wir wahrnehmen, sind die Formen, die der Geist in diesem Moment angenommen hat. Nicht nur alle Wesen sind Buddha-Natur, sondern jedes Wesen ist in sich die Gesamtheit aller Wesen. Das ist der wahre Sinn der Buddha-Natur. Was wir im Allgemeinen Illusionen nennen, sind nicht nur keine Besucher, die von außen kommen sondern Manifestationen unseres Geistes. Und auch Buddha ist kein Besucher sondern die wahre Form unseres Geistes. Aus diesem Grund heißt es im Zen: „Sucht Buddha nicht außerhalb von euch selbst.“ Ihr seid Buddha. Buddha ist keine zweite Person, kein Objekt. Weder Buddha noch die Illusionen sind Objekte. Weil es keine Objekte gibt, gibt es auch kein Subjekt sondern nur die Gesamtheit, ein Ganzes ohne Trennungen. Jeder ist diese Gesamtheit.

Solange wir dies nicht tief verstehen, laufen wir weiter den Illusionen hinterher. Wir bleiben Gefangener einer dualistischen Ansicht und erkennen nicht, dass die Wurzel der Illusionen in Wahrheit bereits durchtrennt ist. Daher können wir nicht durch willentliche Bemühungen erwachen. Solange wir glauben, dass es etwas durchzutrennen gibt, bleibt unsere Praxis illusorisch. Wir erfahren unablässig Gier, Hass und Frustration, weil wir annehmen, dass es etwas zu erlangen gäbe und etwas uns daran hindere, es zu erlangen. Wir bleiben Gefangener der Illusion von Objekte gegenüber einem Subjekt. Dann bleiben Gott oder Buddha weit entfernt, verborgen. Wir haben den Eindruck, nirgends zu Hause zu sein, ein Fremder in dieser Welt.
Was wir nicht erkennen ist, dass die Trennungen, unter denen wir leiden, selbstgemacht sind. Sie sind offensichtlich auch die Wurzel unserer Leiden.

Aber weil all das ohne Substanz ist, kann es sich rasch ändern, wenn wir völlig mit Vertrauen in der Zazen-Praxis aufgehen. Denn Zazen hat die Kraft, uns aus diesen geistigen Konstrukten herauszuholen und uns zu unserer wahren, ursprünglichen Kondition zurückzubringen, jenseits aller Trennungen. Das Leben Buddhas erfahren, das erwachte Leben, das Leben, so wie es in Wirklichkeit ist.