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Unsere wahre Natur
Unterweisung von Meister Roland Yuno Rech, Sesshin in der Grube Louise, Okt. 2006

Freitag, 2. Zazen

Wer Zazen praktiziert, begnügt sich nicht damit, sich auf die Haltung und die Atmung zu konzentrieren. Er beobachtet, was geschieht und lernt sich auf diese Weise selber kennen. Wenn wir uns nur auf Haltung und Atmung konzentrieren, kann sich zwar der Frieden des Geistes einstellen aber kein wahres Erwachen. Erwachen bedeutet, die wahre Natur unserer Existenz zu verstehen und nicht nur unsere persönlichen Wesenszüge, die von unserem Karma, von unseren alten Konditionierungen abhängen und der Grund dafür sind, dass wir anders als die anderen sind und die aus uns besondere, einzigartige Wesen machen.

Aber was ist die wahre Natur von all dem? Von diesem Körper, diesem Geist, diesem Karma, diesem Ego? Zazen praktizieren heißt, sich mit diesem Koan zu konfrontieren.
Was ist das, was jetzt Zazen praktiziert?
Natürlich bin ich es.
Was ist dieses Ich?

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, wird man sich auf seine Geschichte beziehen: Ich bin jemand, der an jenem Ort, in jenem Jahr, in jener Familie geboren wurde, der diese und jene Eigenschaft entwickelt hat, der dieses mag und jenes nicht mag, der glaubt, so zu sein und nicht anders. Kurz gesagt bin ich jemand, der sich eine Identität aufgebaut hat, etwas, dass ich im Laufe der Zeit für beständig und identisch halte.

Wenn man versucht, das zu erfassen, was dieses Ich wirklich ist, was wird man antreffen? Natürlich diesen sitzenden Körper.
Ist dieser Körper wirklich ich? Gehört er mir tatsächlich? Wird er wirklich von meiner Haut eingegrenzt?

In Wirklichkeit atmet dieser Körper in jedem Augenblick mit dem ganzen Universum. Er wird in jedem Augenblick von der grundlegenden, kosmischen Energie genährt. Jedes Partikel, aus dem er besteht, existiert mindestens seit dem Urknall. Der Körper ist das Ergebnis der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen allem, was existiert. Sein Zustand ändert sich ständig. In jedem Augenblick entstehen und sterben Tausende Zellen. In Wirklichkeit gibt es nichts Beständiges, nichts, was mir selber gehört. So wie das Wasser, das eine Welle bildet, nicht der Welle gehört. Dieses Wasser ist niemals vom ganzen Ozean getrennt.
Wir halten uns für gesonderte Wesen aufgrund unserer illusorischen Denkweise. Daher glauben wir, an einem bestimmten Moment geboren worden zu sein und an jenem Moment zu sterben.

Wenn wir im Zazen unseren Geist beobachten, sehen wir alle Arten von Empfindungen, Gefühle und Wahrnehmungen, Erinnerungen. Manchmal denken wir, manchmal denken wir nicht. Aber keines der mentalen Phänomene, denen wir begegnen, hat eine feste Natur. Alles wandelt sich unaufhörlich. Wir können nichts ergreifen, das ein „Ich“ wäre.
Als Nangaku zum ersten Mal Eno begegnete, fragte ihn Eno: „Was kommt da?“ Wir sollten uns selber von diesem Meister befragen lassen und uns an Nangakus Stelle fragen: „Was kommt da?“ Unser Koan daraus machen, bis wir wie er realisieren, dass es nicht etwas ist, nichts, das man ergreifen könnte.