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Unsere wahre Natur
Unterweisung von Meister Roland Yuno Rech, Sesshin in der Grube Louise, Okt. 2006

Samstag, 2. Zazen

Wenn wir Zazen praktizieren, werden wir tief vertraut mit uns selbst. Das heißt nicht, dass wir selbst zum Gegenstand einer Kenntnis werden. Womit wir im Zazen vertraut werden, ist nicht etwas, es ist nichts, was wir erfassen könnten. Meister Dogen nannte es Buddha-Natur.

Die Buddha-Natur ist nicht etwas, das wir in unserem Innern besitzen, sondern sie ist die wahre Natur unserer Existenz, die Natur ohne Trennungen. Auch können wir sie nicht mit Begriffen beschreiben. Sie ist nicht das Sein im Gegensatz zum Nicht-Sein oder das tiefe Sein im Gegensatz zum scheinbaren Sein und auch nicht das ursprüngliche Sein im Vergleich zum derzeitigen Sein. All die gebräuchlichen Begriffe, mit denen wir das Sein beschreiben, sind ungeeignet und taugen nichts. Es handelt sich nicht um einen Begriff sondern um eine Erfahrung. Daher sagte Dogen: „Alle Wesen haben nicht die Buddha-Natur, sie sind Buddha-Natur.“ Folglich ist sie nicht der Geist im Gegensatz zum Körper oder zur Materie. Sie ist nicht die Substanz oder die Essenz im Gegensatz zur Form. Sie ist unser Leben, so wie es ist, das alles einschließt, sich aber nicht in Begriffen eingrenzen lässt.

Diese Erfahrung der Gesamtheit unserer Existenz, der Gesamtheit des Seins in Einheit mit allen Wesen wird nicht vom Karma beeinflusst. Meister Dogen betont diesen Punkt. Meister Deshimaru sagte uns auch immer: „Die Welt von Zazen ist nicht die Welt des Karmas. Es ist die Welt von mushotoku.“ Sie kann nicht von unserer Gier oder von unseren Begierden erreicht werden und sie kann nicht durch unsere Ignoranz, unsere Feindseligkeit durch unseren Hass ausgelöscht werden.

Sie kann auch nicht einfach so, ohne Praxis realisiert werden. Ohne Praxis manifestiert sich einfach nur unsere konditionierte Natur, unser Karma.
Dogen sagt, sie kann auch nicht durch wundersame Kräfte realisiert werden. Anders gesagt, Beten oder das Rezitieren von Mantras stellen keine Hilfe dar, um die Buddha-Natur zu verwirklichen.

Ihre Verwirklichung hängt auch nicht von angehäuften Verdiensten, von gutem Karma ab. Gutes Karma schafft nur Bedingungen für eine richtige Praxis, es ermöglicht die Begegnung mit dem Dharma. Aber die Praxis und die Verwirklichung des Dharma sind jenseits von Verdiensten und Karma, jenseits von allem, was unser Ego glaubt ergreifen zu können. Gleichzeitig sind wir dermaßen mit der Buddha-Natur vertraut, so dass sie sich realisiert, sobald wir aufhören irgendetwas zu ergreifen, sobald wir uns einfach zur Wirklichkeit, so wie sie ist, öffnen, der Wirklichkeit des Lebens ohne Trennungen.

In dieser verwirklichten Einheit verschwindet die Frage nach dem Sinn unserer Existenz. Sie löst sich völlig auf, weil nichts weiter nötig ist, als hier und jetzt zu sein. Sie hängt von nichts anderem ab als von der Praxis hier und jetzt. Diese Erfahrung, die wir im Zazen machen, wird unser tägliches Leben inspirieren und ihm einen Sinn geben, der darin besteht, dieses Leben ohne Trennungen in allen täglichen Handlungen zu aktualisieren. In diesem Moment sind die sechs Paramita, die große Praxis der Bodhisattva, keine Tugenden mehr, die in Hinblick auf ein Erwachen praktiziert werden. Sie sind keine spirituellen Übungen sondern einfach Ausdruck der verwirklichten Buddha-Natur, eine natürliche Seinsweise, eine Seinsweise in Einklang mit dem, was wir in Wirklichkeit sind.
Mit einer größer werdenden Anzahl von Wesen, die dies verwirklichen, können alle Ursachen von Gegensätzen, Konflikten und Leiden überwunden werden. Die heutige Welt hat es nötig.