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Buddha sein im Alltag
Unterweisung von Meister Roland Yuno Rech, Sesshin in der Grube Louise, Feb. 2009

Freitag, 3. Zazen

Achtet während Zazen auf eure Atmung anstatt an euren Gedanken festzuhalten. In dem Moment, in dem ihr einatmet, seid ihr völlig eins mit der Einatmung, ein Körper und Geist, der einatmet. Wenn die Ausatmung kommt, werdet ihr völlig dieser Körper und Geist, der ausatmet. Von unserer Geburt an bis zu unserem letzten Atemzug sind wir ein Körper und Geist, der mit dem ganzen Universum einatmet und ausatmet.

In der Atmung gibt es keine Trennungen mehr zwischen uns selbst und der Welt, die um uns herum ist. Wir empfangen und geben. Wenn wir auf die Atmung achten, sind wir in jedem Augenblick völlig gegenwärtig. Das Wichtigste ist, in jedem Augenblick wahrhaft gegenwärtig sein. Es ist nicht nötig, seine Atmung verändern zu wollen. Dabei macht man weiterhin Unterscheidungen und Beurteilungen: „Die Atmung ist zu kurz, ich muss sie verlängern.“ Im Zazen wird der Geist, der unterscheidet, aufgegeben. Die Atmung ist in jedem Augenblick so, wie sie ist. Wir suchen nichts Besonderes.

Wir akzeptieren die Wirklichkeit des Augenblicks, so wie sie ist. Wir akzeptieren sie, so wie sie sich in der Atmung darstellt und auch in der Haltung, in den Gedanken, die erscheinen und verschwinden, und in den Gefühlen, die auftauchen. Im Zazen empfängt unser Geist alle Phänomene, ohne etwas auszuwählen oder abzulehnen. Auswählen und ablehnen ist die Funktionsweise des Egos, die bei manchen Gelegenheiten nützlich ist. Aber wir dürfen nicht von ihr abhängig sein, sonst leben wir in einer äußerst begrenzten Welt, in der wir dazu neigen, alles, was uns nicht gefällt, abzulehnen, alles was uns stört, was nicht unseren Meinungen, unseren Vorurteilen oder unseren Wünschen entspricht. Manchmal geraten wir sogar mit einem Teil der Wirklichkeit in Konflikt, weil sie nicht so ist, wie wir sie gerne hätten.

Im Zazen geben wir diese Funktionsweise des Egos auf und verwirklichen einen Geist, der wie der weite Himmel ist. Das Himmelreich ist in unserem Herzen, wenn unser Herz weit und offen ist.

Wer anfängt, den Weg zu praktizieren, hat oft bestimmte Vorstellungen von Buddha, dem Erwachen oder dem Nirvana, und er hängt an seinen Auffassungen und Vorstellungen. Was uns eigentlich von dem kleinen Ego befreien soll, wird nur zu einer geistigen Projektion dieses kleinen Egos. Es ist wichtig, dies tief zu verstehen und den Prozess zu erkennen, wie Illusionen entstehen und wie wir uns selbst die Sicht vernebeln, indem wir uns an unsere Vorstellungen klammern und uns so abschirmen und von der Wirklichkeit trennen. Wenn wir diesen Prozess beobachten, verstehen wir, dass all unsere geistigen Konstrukte ohne Substanz sind. Sie sind nur das Ergebnis unserer Unwissenheit, die von unserer Gier gefördert wird und von unserem Wunsch, dass die Dinge anders sein mögen, als sie sind.

Manchmal vergleicht man die mentalen Konstrukte mit Wolken, die man gerne vertreiben würde. Wenn wir aber begreifen, dass sie ohne Substanz sind, haften wir ihnen nicht mehr an. Diese Wolken stören dann nicht mehr. Wenn wir sie einfach vorbeiziehen lassen und sie kommen und gehen können, wenn wir sie als das ansehen, was sie sind, nämlich einfach nur Wolken, dann kann unser Geist sie umfassen wie der weite Himmel.
Es ist nicht nötig, in seinem Geist eine Leere schaffen zu wollen und sich an das Nicht-Denken zu klammern. Wir können unserem Geist einfach erlauben, seine wahre Dimension wiederzufinden, indem wir ihn nicht mehr begrenzen, das heißt indem wir keine Trennungen mehr schaffen.

Wer anfängt, das Buddha-Dharma zu praktizieren und die Lehre zu studieren, macht sich gewisse Vorstellungen. Zum Beispiel heißt es, die Vier Edlen Wahrheiten oder das Verständnis der zwölf wechselseitig abhängigen Ursachen sind das Buddha-Dharma. Aber der tiefe Sinn des Dharma Buddhas kann nicht auf Lehren begrenzt werden. Es kann nicht in Worte gefasst oder mit Worten verstanden werden. Es lässt sich nicht von unseren geistigen Vorstellungen einschränken, weil es stets über unsere Gedanken hinausgeht. Es geht sogar über Buddha hinaus, über jede Vorstellung von Buddha. Wir können es nicht verstehen.
Aber in Zazen verwirklicht es sich, wenn wir wieder einen weiten Geist finden, der alles miteinschließt, ohne sich von irgendetwas stören zu lassen. So kann der Geist einen tiefen Frieden wiederfinden und mit großer Freiheit denken und handeln. Das ist der Sinn von gyobutsu: das Erwachen der Praxis.