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Gespräche mit sechs Zen-Praktizierenden

5 - Mann, 21 Jahre

Wie bist Du zum Zen gekommen?

Einfach so. Mein Vater hat mich mitgeschleppt, und ich wollte es mir interessehalber einmal angucken. Seit ich ein Kind bin, weiß ich, dass es etwas wie Zen gibt, aber ich hatte keine Beziehung dazu. Mein Vater hatte mich mal mit ins Dojo zum Zazen genommen und gesagt, wenn ich keine Lust mehr hätte, könnte ich das Dojo verlassen, aber ich müsste leise sein. Ich bin dann auch zwischendurch rausgegangen und habe dann von außen immer an die Fensterscheibe geklopft. Das fanden die anderen nicht so lustig.
Mit 19 Jahren hat mich mein Vater das erste Mal auf ein Sesshin mitgenommen. Am Anfang fand ich es schwierig, vierzig Minuten lang zu sitzen und den Kopf freizukriegen.

Was hat Dich bewogen, auf das Sesshin zu gehen?

Ich fand es interessant, weil Zen über das „Normale“ hinausgeht. Es ist nicht wie im Alltag, wo es darum geht, Geld zu verdienen oder Spaß zu haben. Es ist eine andere Dimension des Seins mit einer tiefergehenden Befriedigung. Die Thematik war interessant, auch wenn ich nicht wusste, wie es sich anfühlt. Alle sagten, dass Zazen am Anfang schwierig ist und es dauert. Ich fand es auch nicht immer angenehm, aber ich machte weiter, ohne einen Grund dafür nennen zu können. Es war so ein Gefühl, ein Bauchgefühl, das sagte: „Mach weiter“.
Na ja, und dann sitzt man und sitzt, und wenn man es dann tatsächlich geschafft hat, den Kopf freizukriegen, ist es wie ein anderer Seins-Zustand ohne Kompromisse, ohne Sorgen, ein positiv neutrales Gefühl, das einem innere Ruhe, inneren Frieden mit allem gibt. Man betrachtet die Sorgen und Probleme objektiver, und weil man sie nicht mehr so emotional betrachtet, ist die Lösungsfindung einfacher. Man nimmt sich selber und das ganze Leben nicht mehr so ernst. Das hört sich vielleicht etwas beängstigend an, aber eigentlich ist es ein gutes Gefühl. Ich glaube, man muss Zazen einfach selber erfahren, um beurteilen zu können, ob es etwas für einen ist.

Erlebst Du diesen Zustand, den Du beschrieben hast, jedes Mal beim Zazen?

Beim letzten Zazen hatte ich diesen Zustand wieder erfahren, davor nicht so richtig, weil ich die Wochen vorher viel Stress hatte. Es ist aber auch nicht schlimm, es ist nicht demotivierend, weil Zazen immer wieder anders ist.

Hattest Du etwas über Zen oder Buddhismus gelesen, bevor Du mit der Meditation begonnen hast?

Nein, mein Vater hatte mir einfach vorgeschlagen, mal mitzukommen. Aber wenn er es nicht getan hätte, wäre ich jetzt nicht hier. Von alleine wäre ich nie losgezogen, um so etwas auszuprobieren, was so weit ab vom alltäglichen Denken ist.

Du praktizierst Zazen auf Sesshin-Wochenenden. Machst Du auch Zazen zu Hause oder im Dojo?

Im Alltag schaffe ich es überhaupt nicht, Zazen zu praktizieren. Abgesehen von meinem Vater haben meine Freunde und Kollegen nichts mit Zen zu tun. Für sie ist es wie eine ferne Dimension, was ich schade finde. Aber ich habe mich in meiner Stadt umgehört, es gibt wohl eine Gruppe. Da werde ich versuchen, wenigstens einmal die Woche zu sitzen. Vielleicht gelingt es mir damit, Zazen mehr in den Alltag zu bringen und nicht nur so „inselmäßig“ alle paar Monate auf einem Sesshin zu praktizieren.

Wie gehst Du mit Schmerzen während Zazen um?

Ich finde die körperlichen Schmerzen nicht so schlimm. Für mich ist es schwieriger, den Kopf freizukriegen und einfach zu sitzen, ohne dass ich von den Gedanken ganz unruhig werde. Wenn dann zu dieser geistigen Anspannung ein körperlicher Schmerz dazukommt, kann er schon mal wie der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Aber eigentlich ist es für mich schwieriger, meine Gedanken zu beruhigen und Abstand zu ihnen zu bekommen. Schmerzen kann ich ganz gut ertragen. Wenn ich mich entspanne, dann gehen sie auch wieder. Und umso mehr Dehnübungen ich mache, desto seltener erscheinen sie.
Zazen ist für mich schon eine Herausforderung. Ich muss mich darauf einlassen, auch wenn mein geistiger oder körperlicher Zustand nicht immer optimal ist. Manchmal sage ich mir währenddessen: „Komm, Du ziehst das jetzt durch.“. Dann versuche ich mich zu entspannen und alles gelassener zu sehen. Ich habe mit der Zeit auch gelernt, mit körperlichen Schmerzen umzugehen, sie zu akzeptieren und nicht immer ein Drama draus zu machen.
Ich setze mich auch in den Gaitan (Vorraum), weil es für mich entspannter ist, wenn ich mich dann doch mal bewegen muss. Dann werden die anderen im Dojo davon nicht gestört.

Was würdest Du einem Deiner Freunde sagen, wenn er Dich auf Zazen ansprechen würde?

Ich würde ihm sagen, wenn er Interesse hat, einfach Zazen ausprobieren, ohne irgendwelche Vorurteile. Manche Menschen meinen, Zen hätte was von einer Sekte, wäre steif oder traditionell. Aber genau das ist es eben nicht. Ich war am Anfang skeptisch oder eher voreingenommen, aber eigentlich war Zazen entspannter und nicht so streng, als ich vorher dachte.
Die meisten Leute stehen der Zen-Praxis doch recht distanziert gegenüber und haben Vorurteile, weil sie irgendwo etwas gehört haben. Es wäre schade, wenn es sie davon abhielte, selber die Erfahrung zu machen. Was hat man schon zu verlieren?