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Gespräche mit sechs Zen-Praktizierenden

3 - Frau, 77 Jahre

Wie bist zu Zazen gekommen?

Seit vielen Jahren interessiere ich mich für den Buddhismus. Wenn ich etwas über Buddhismus hörte, hatte ich immer den Eindruck, es ging um etwas Positives. Ich fing an, mir das eine oder andere Buch zu kaufen. Das erste Buch hatte mir damals mein Mann gegeben, es war „Siddhartha“ von Herman Hesse. Es hat mich sehr berührt, es war so anders.
Nun war ich viele Jahre sehr vom Alltag beansprucht, von meiner Familie und dem Beruf, da blieb für mich keine Zeit, keine Zeit zum Lesen oder Musikhören. Später, als ich nicht mehr arbeiten musste, bekam ich gesundheitliche Probleme. Mir ging es gar nicht gut, und ich hatte das Gefühl, dass sich etwas ändern müsste. Ich fing an, mich wieder mit dem Buddhismus zu beschäftigen und der Meditation zuzuwenden. Dabei wurde ich von meinem Mann und von Freunden unterstützt. Jemand zeigte mir, wie man meditiert, und dann hat es mich nicht mehr losgelassen. Ich hatte immer den Eindruck, dass es das ist, was mir in meinem Leben gefehlt hat.
Nach einiger Zeit hatte ich das Gefühl, dass es besser sei, nicht alleine, sondern in einer Gruppe zu meditieren. Deshalb habe ich mich umgeschaut, mit verschiedenen Leuten gesprochen und hier und da mitgemacht, aber ich blieb unschlüssig. Ich bin dann auf ein Zen-Dojo gestoßen und überlegte, eine Einführung mitzumachen. Aber weil meine körperliche Verfassung nicht gut war, hatte man mich vor der Zen-Meditation gewarnt, sie sei zu anstrengend. Schließlich bin ich doch hingegangen und geblieben.

Beim Zazen sitzt Du auf einem Hocker. War das von Anfang an so?

Ja, es geht nicht anders. Ich versuche manchmal, auf dem Kissen zu sitzen, aber das hängt von meiner körperlichen Verfassung ab.

Welchen Platz hat Zazen heute in Deinem Leben?

Zazen zieht mich mehr an, je mehr ich mich damit beschäftige. Ich weiß ja nicht, wie lange ich noch lebe, aber ich glaube nicht, dass mir etwas begegnen könnte, was ich besser fände. Es gibt sicher noch viele wunderbare Dinge, die mir gefallen würden, aber ich brauche nichts anderes. Zazen erfüllt mich einfach. Es lässt mir die Möglichkeit, an mir zu arbeiten und mich nach meinen Erfahrungen und Erkenntnissen frei zu entwickeln. Allerdings bedaure ich es, dass ich erst so spät damit angefangen habe.
Es macht mir auch Freude, mich mit der Lehre, mit den Zen-Texten tiefer zu befassen und mich damit auseinanderzusetzen. Alleine oder mit anderen. Die Sangha und die Gemeinschaft mit den anderen Zen-Praktizierenden vermittelt mir ein starkes Zuhause-Gefühl.
Zazen ist maßgebend für mein Leben geworden. Ich habe den Eindruck, Dinge klarer zu sehen und intensiver zu erleben. Zum Beispiel halte ich mich wie jeder normale Mensch an die Grundsätze des gesellschaftlichen Umgangs. Aber mir ist klarer geworden, warum. Ich nehme die Konsequenzen bewusster wahr, wenn ich aus Bequemlichkeit nachlässig handele. Auch seit ich die Bodhisattva-Ordination empfangen habe, bin ich viel motivierter, mein Handeln zum Wohle anderer auszurichten.