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Guckst Du | Texte | Mondo - Fragen an einen Zen-Meister

Befreiung vom Leiden

Frage:
Oft ist von der Befreiung vom Leiden die Rede. Wie muss man sich das vorstellen, alle leidenden Wesen zu befreien?

Roland Yuno Rech:
Man zeigt ihnen den Weg und stärkt vor allem das Vertrauen darin, dass es einen Weg gibt. Ich kann Wesen von ihrem Leiden nicht befreien und du auch nicht. Wir können sie trösten. Wir können ihnen vor allem zeigen, dass es einen möglichen Weg gibt, damit sie sich selber von ihren Leiden befreien. Unserer Erfahrung nach ist der Königsweg, der Hauptweg die Zazen Praxis. Dabei geht es nicht nur um die sitzende Haltung, sondern auch um die Einstellung und darum, den Geisteszustand, den wir während Zazen haben, in die Handlungen des täglichen Lebens zu übertragen. Konkret bedeutet dies zum Beispiel, die Menschen zu ermutigen, so oft wie möglich in ihrem Körper zu sein und wieder Kontakt mit ihrem Körper und ihrer Atmung aufzunehmen.

Bei den meisten Menschen scheint der Kopf alles zu dominieren und der Körper in ihrem Bewusstsein gar nicht mehr zu existieren. Sie leben mit den heutigen Mitteln der Kommunikation und Information mehr und mehr in einer Art virtuellen Welt. Sie werden mit Informationen überschüttet, mit denen sie nicht direkt in Kontakt sind. Ihr Geist ist verwirrt, weil durch zu viele Informationen zu viele Gedanken entstehen. Da wird es sehr schwierig, einen friedlichen Geist zu bewahren und hier und jetzt zu sein. Das Heilmittel ist, wieder zu lernen, hier und jetzt in seinem Körper und bei der Atmung zu sein.

Viele Menschen leiden. Oft erzeugen sie ihr Leiden selber, weil sie es nicht schaffen, die Vergangenheit ruhenzulassen. Jeder von uns hat Erfahrungen von Trauer, Verlust oder Schmerzen gemacht. Es ist normal, dass ein Kranker seiner Gesundheit nachtrauert. Eine Krankheit ist bereits eine Ursache des Leidens. Wenn man sie darüber hinaus aber nicht akzeptieren kann, man sich gegen diese Krankheit auflehnt und bitter dem gesunden Zustand vor der Krankheit nachtrauert, steigert man das Leiden erheblich. Das Gleiche gilt für die Trauer. Wenn wir ständig den Momenten des Lebens nachtrauern, in denen wir mit einem geliebten Wesen zusammen waren, das nicht mehr da ist, und wir so besessen von diesen Gedanken sind, dass wir sie nicht loslassen können, leben wir nicht mehr im Hier und Jetzt. Wir sind Gefangene unseres Bedauerns, was zu noch größerem Leiden führt.

Wer Menschen helfen möchte, die aufgrund von Krankheit, Trauer oder Verlust jeglicher Art leiden, sollte sie ermutigen, so gut wie möglich im Hier und Jetzt zu leben. Natürlich kann man die Vergangenheit nicht vergessen. Man kann die Krankheit nicht vergessen, aber man kann vermeiden, völlig von ihr vereinnahmt zu werden. Sogar inmitten dieser schmerzhaften Phänomene ist es möglich, eine gewisse Freiheit des Geistes zu entwickeln. Auch inmitten der Unruhe ist es möglich, den Frieden zu finden. Das wesentliche Heilmittel ist, mit seinem Körper und seiner Atmung im Hier und Jetzt zu sein.
Ich kenne Menschen, die im Krankenhaus arbeiten und Zazen praktizieren. Es gelingt ihnen gut, Sterbenden in ihrem Leiden zu helfen, indem sie sie einladen, sich auf ihre Atmung zu konzentrieren. Solange man lebt, atmet man. Und solange man atmet, kann man sich auch auf seine Atmung konzentrieren. Wer bei Bewusstsein ist, kann sich auf seine Atmung konzentrieren, was eine große Hilfe ist.

Die größte Hilfe ist natürlich, den Menschen zu helfen zu erwachen, das heißt, sich für den Weg einzusetzen. Dafür benötigt man ausreichend Einfühlungsvermögen, um zu spüren, wann der richtige Moment da ist, um ihnen den Weg zu zeigen. Es ist nicht immer der richtige Moment. Das gehört zu den geeigneten Mitteln des Bodhisattva, den upaya, das heißt, die rechte Intuition im richtigen Moment zu haben, um anderen den Weg zu zeigen.

Ro-1710 10/18

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