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Guckst Du | Texte | Mondo - Fragen an einen Zen-Meister

Gleichmut

Frage:
Im Zen wird oft von Gleichmut gesprochen, aber ich weiß nicht, ob ich es richtig verstehe. Bedeutet Gleichmut, dass man sich nicht mehr aufregen soll? Kann man sich aber dann noch richtig freuen?

Roland Yuno Rech:
Zuerst ist Gleichmut ein Geisteszustand während Zazen. Zum Gleichmut im Alltag komme ich gleich. Zazen ist eine Praxis, bei der wir lernen, auf das was geschieht nicht übermäßig zu reagieren. Dabei geht es nicht darum, die auftauchenden Phänomene zu unterdrücken, im Gegenteil, wir sind uns ihrer völlig bewusst. Manche Phänomene sind angenehm und erfreuen uns, andere sind unangenehm und gefallen uns nicht. Wie auch immer, wir haften ihnen nicht an.
Anhaftung erzeugt Leiden. Wenn wir etwas Angenehmen anhaften, fürchten wir, es zu verlieren. Etwas Unangenehmes zu verabscheuen ist auch eine Form der Anhaftung, wir wollen es ausgrenzen und halten an negativen Gefühlen fest. Im Zazen jedoch lernen wir, inmitten der Phänomene, egal ob angenehme oder unangenehme, den Frieden des Geistes zu bewahren.

Im täglichen Leben hindert uns Gleichmut nicht daran, Freude oder Kummer zu empfinden, aber wir vermeiden es, uns zu sehr an ihnen zu klammern. Wenn ich mich freue, freue ich mich richtig, wenn ich traurig bin, bin ich völlig traurig, aber dann lasse ich die Emotion wieder ziehen. Wir empfangen ganz einfach was ist, ohne es festhalten zu wollen und ohne unsere Reaktionen zu übertreiben. Im Englischen spricht man von „overreacting“, von dramatisieren oder überreagieren. Das heißt aber nicht, dass man gleichgültig wird.

Ich habe Meister Deshimaru im Alltag beobachtet. Manchmal war er fröhlich und zufrieden, und er freute sich. Manchmal hingegen war er traurig und unglücklich. Aber seine Empfindungen waren nie übertrieben, und er verharrte nie in seinen Emotionen.
Wir hingegen neigen dazu, in unseren Emotionen zu verweilen. Wenn wir an etwas Glücklichen zu sehr festhalten, könnte daraus etwas Negatives entstehen wie Eifersucht, Geiz oder Angst vor Verlust. In der Unterweisung Buddhas geht es darum, zu lernen, unabhängig von seinen Emotionen zu sein. Das heißt nicht, sie zu unterdrücken, sondern sie einfach zu empfangen, zu erleben und wieder loszulassen, um einen gleichmütigen Geist wiederzufinden, der bereit ist, Neues zu empfangen. Ansonsten ist man Gefangener seiner Emotionen und kann nichts anderes mehr wahrnehmen. Das gleiche gilt auch für Gedanken.

Etwas wirklich zu genießen ist also nicht direkt Anhaften?

Nein, es kann eine Anhaftung zur Folge haben, aber nicht unbedingt. Ich bin der Meinung, dass, wenn eine Emotion hochkommt, es besser ist, sie völlig zu erleben, anstatt sie zu verdrängen. Das gilt besonders für Trauer. Wenn man nicht in der Lage ist, tiefe Trauer zu empfinden, zum Beispiel nach dem Verlust eines lieben Wesens, neigt man dazu, lange in der Traurigkeit gefangen zu sein.

Zen bedeutet, völlig in Kontakt mit dem, was in jedem Augenblick passiert, zu leben, so dass man nicht Gefangener eines Phänomens, eines Zustands bleibt. Das Ego neigt gerne dazu, bei bestimmten Phänomen zu verweilen. Es will seinen Schmerz nicht vergessen und lamentiert gerne, es will aber auch nicht seine Freude, sein Vergnügen aufgeben.
Wir wissen, dass das Ego nie zufrieden ist. Daher ist es besser, uns nicht nach ihm zu richten und einen gleichmütigen Geist beizubehalten. Wenn wir im Alltag erkennen, dass das Ego anfängt, etwas zu dramatisieren, einfach ausatmen und vorbeiziehen lassen.

RoSi-1205 03/16

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