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Guckst Du | Texte | Mondo - Fragen an einen Zen-Meister

Schwierige Zeiten

Frage:
In den letzten Wochen war mein Leben ziemlich unruhig. Es war für mich fast unmöglich, Zazen zu praktizieren. Meine Frage lautet: Soll man auch in schwierigen Zeiten mit vielen Emotionen praktizieren?

Roland Yuno Rech:
Natürlich! Manche Leute sagen: „Ach nein, ich komme nicht ins Dojo, weil ich mich im Moment nicht gut fühle. Ich habe da ein paar Probleme in meinem Leben, die ich erst einmal lösen muss. Ich muss erst zur Ruhe kommen, bevor ich mich wieder konzentrieren kann.“ Sie glauben, sie müssten Zazen für später aufheben, wenn sie wieder völlig ruhig und ausgeglichen sind. Nur dann könnten sie wahrhaftig Zazen praktizieren. Dabei ist Zazen immer Zazen, egal in welchem Zustand man sich befindet.

Wir müssen Zazen auch mit unseren Emotionen, unseren Leidenschaften, unseren Illusionen, mit allen Phänomenen praktizieren, unabhängig von unserem Zustand. Ich würde sogar dazu raten, sich gerade in den unruhigsten, schwierigsten Zeiten seines Lebens zu sagen: „Genau jetzt muss ich Zazen praktizieren!“

Zazen ist keine Belohnung, kein Bonbon, das man sich gönnt, wenn alles andere erledigt ist. Im Gegenteil, Zazen muss zur Wurzel werden, zur Praxis, die uns jeden Tag begleitet, an die man sich erinnert und an der man sich orientiert, egal was passiert. In diesem Moment kann Zazen uns wirklich leiten, und wir können alle Umstände, alle Situationen aus dem Blickwinkel von Zazen heraus betrachten. Zum Beispiel können wir uns im Alltag immer wieder auf den Körper besinnen, den Rücken aufrichten, die Schultern lockern, das Gesicht entspannen und lächeln. Anstatt uns von unseren Emotionen überwältigen zu lassen, können wir uns erstmal auf die Atmung konzentrieren und tief ein- und ausatmen. Anstatt einem Wunsch blind hinterherzulaufen, können wir erstmal seinen Ursprung erforschen. Entspringt der Wunsch dem Ego oder ist er mitfühlender Natur? Brauche ich das wirklich? Und welche Konsequenzen bringt die Erfüllung dieses Wunsches mit sich?
Genau wie im Zazen können wir uns im Alltag beobachten, unsere Worte, unser Denken, unsere Taten, unsere Ungeduld, unsere Zerstreutheit, und unseren Geist immer wieder zum gegenwärtigen Moment zurückbringen.

Habt Vertrauen in Zazen! Lasst euch völlig auf Zazen ein, egal mit welcher Stimmung ihr euch auf das Zafu setzt, egal, ob euer Zazen unruhig oder schmerzhaft ist. Anstatt Trennungen zu schaffen zwischen gutem und weniger gutem Zazen, nehmt alle Zustände an, denn alle Zustände sind Teil des Lebens. Und Zazen umfasst das ganze Leben!
So können wir wirklich shin jin datsu raku praktizieren, losgelöst von Körper und Geist, egal ob die Gelenke knirschen, egal wie viele Illusionen im Kopf toben.

Und wenn ihr dann sagt, ihr merkt keine Wirkung vom Zazen, antworte ich euch, dass es nicht darum geht, irgendwas zu merken oder zu spüren. Ihr dürft Zazen nicht dazu benutzen, um die Probleme eures Lebens zu lösen. Dann seid ihr nicht mehr mushotoku, ohne Ziel, ohne Gewinnstreben, und ihr lauft am Wesentlichen vorbei.

Kann Zazen uns wirklich befreien? Kodo Sawaki sagte: „Wenn ihr wirklich ein Zazen praktiziert, das zu nichts nutze ist, dann ist es in diesem Moment das wahre Zazen.“ Warum? Weil ihr in diesem Augenblick wirklich über euch hinausgegangen seid, über euren Körper hinaus, über eure Motivationen, eure Launen, euer Ego hinaus. Weil ihr nicht mehr berechnet und über gut und schlecht urteilt. Das ist sowieso nur das Ego.
Am besten sagst du dir: „Ich komme regelmäßig ein- oder zweimal ins Dojo. Egal was geschieht.“ Und versuche, diesen Geist im Alltag beizubehalten und ihm zu folgen.

RoSi-9307 01/16

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