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Der Samadhi des Ozeans

Auszug aus der Unterweisung von Meister Roland Rech
vom Sesshin in der Grube Louise, Oktober 2022.


Alle Unterweisungen des Sesshins -> Download (PDF)

Freitag, 3. Zazen

Meister Dogen sagte: „Alle Buddhas und alle Meister der Weitergabe haben kai-in zanmai verwirklicht. In diesem samadhi (dem Zustand großer Konzentration) erläutern, praktizieren und verwirklichen sie den Weg.“ Die Zeit des Zazen hier und jetzt ist die Zeit der Praxis und der Verwirklichung des Weges, ohne Trennung.

Im Allgemeinen wird angenommen, dass man zuerst anfängt zu praktizieren und später den Weg verwirklicht. So denkt unser Ego, das gerne etwas ergreifen möchte. Es stellt sich den Weg wie eine Leiter vor, aber der Weg ist nicht wie eine Leiter. Wenn man Zazen praktiziert, Gassho oder Sanpai macht, ist jede dieser Praktiken Verwirklichung und zugleich Ausdruck des Weges. Beides ist in jeder Praxis enthalten.

Der Weg ist nicht nur ein Pfad, sondern ein Vorangehen, bei dem man sich mit der Wahrheit harmonisiert, nicht nur mit unserer Wahrheit, sondern mit der Wahrheit des ganzen Universums. Sie verwirklicht sich in der Handlung des Gehens, wie beim Kinhin, wobei man sich auf jeden Schritt, auf jeden Augenblick konzentriert, in der Handlung des Kesa-Nähens, wobei man sich Stich für Stich konzentriert.

Der Weg existiert nicht, bevor er praktiziert wird. Er kann danach existieren, wenn man sich weiter wie im Zazen konzentriert, jedoch kann man ihn nicht vorzeichnen. Im Tao Te King heißt es: „Der Weg, der vorgezeichnet werden kann, ist nicht der authentische Weg, denn der authentische Weg ist nicht begrenzt.“ Man kann den Weg nicht begrenzen.

Meister Dogen nahm das Bild einer Bootsfahrt, um dies zu verdeutlichen. Wenn man sich vom Ufer entfernt hat und mitten auf dem Meer ist, sieht man die Küste nicht mehr. Dann hat man den Eindruck, dass das Meer nur noch ein großer Wasserkreis ist. Doch jenseits dessen, was zu sehen ist, hat das Meer grenzenlose Aspekte. Dogen sagte: „Für Fische zum Beispiel ist das Meer ein Palast, für himmlische Wesen ist es eine Perlenkette.“ Mit unserer begrenzten Sichtweise scheint es nur ein Kreis aus Wasser zu sein.

Zazen praktizieren bedeutet, aufzuhören, die Wirklichkeit in Kreise, Bilder oder Vorstellungen einzuschließen. Zazen ermöglicht es uns, die Wirklichkeit jenseits von unseren geistigen Kategorien zu sehen, indem wir unseren begrenzten Standpunkt aufgeben. Auf diese Weise können wir in Kontakt mit der unbegrenzten Wirklichkeit treten.

Auch wenn man die Lehre des Buddha nicht durch den Körper und den Geist verstanden hat, bekommt man oft den Eindruck, dass man alles begriffen hätte. Wenn sich das Verständnis jedoch vertieft und der Dharma präsenter ist, erkennt man seine Unzulänglichkeiten. Dann hört man auf, vorzugeben, etwas verstanden zu haben, und vertieft einfach weiter unaufhörlich die Praxis.

Meister Joshu sagte: „Selbst wenn wir fünfzehn Jahre lang in Stille praktizieren, ohne ein Wort zu sagen, kann niemand von uns behaupten, wir wären stumm.“ Denn der wahre Ausdruck des Weges liegt in der Praxis mit dem Körper. Die Praxis mit dem Körper ermöglicht es, das zu verwirklichen, was Worte nicht erreichen können, was jenseits von Worten ist. Im Zazen wird die gesamte Lehre Buddhas gleichzeitig verwirklicht und weitergegeben.