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Praxis und Verwirklichung

Auszug aus der Unterweisung von Meister Roland Yuno Rech
vom Sesshin in der Grube Louise, September 2018.


Alle Unterweisungen des Sesshins -> Download (PDF)

Freitag, 3. Zazen

Wer anfängt, Zazen zu praktizieren, hat im Allgemeinen eine bestimmte Motivation, zum Beispiel erwartet er, Wohltaten oder Verdienste durch diese Praxis zu erlangen. Einige versuchen, den Stress im Alltag zu beruhigen, andere versuchen, ihre Gesundheit zu verbessern, mehr Energie oder einen friedlichen Geist zu bekommen. Es ist ganz normal, solch eine Motivation zu haben. Sie ermöglicht uns, mit dieser Praxis zu beginnen und Anstrengungen aufzubringen, um sie fortzusetzen.

Praktiziert man jedoch weiter mit dieser Absicht, etwas für sich selbst zu erlangen, wird die Praxis vergiftet. Die Absicht verhindert, dass es eine wahre Praxis der Befreiung wird, denn das ist der Sinn der Zen-Praxis, so wie sie Buddha Shakyamuni unterwiesen hat. Ihm ging es darum, alle Wesen von ihren Leidensursachen zu befreien.

Die Gier, der Wunsch, etwas erhalten zu wollen, wird oft zu einer Ursache von Leiden. Wir fangen an, das zu hassen, was uns daran hindert, das zu bekommen, was wir uns wünschen. Und selbst wenn wir das Objekt unserer Wünsche erlangen, stellen wir oft fest, dass wir immer noch nicht zufrieden sind. Das bedeutet, dass die wahre Zufriedenheit in unserem Leben nicht das Ergebnis von etwas ist, das wir erlangt haben.

Der wahre Frieden des Geistes stellt sich ein, wenn wir uns in Einklang mit unserer wahren Buddha-Natur bringen können, indem wir den Bewusstseinszustand von hishiryo verwirklichen. Es ist der Geist, der nicht unterscheidet, der keine Trennungen oder Gegensätze schafft, der weite Geist, der alles umfasst, so wie der weite Himmel, der nicht von vorbeiziehenden Wolken gestört wird.

Der Sinn unserer Praxis ist, zu unserer wahren Natur zu erwachen, nicht nur durch ein Verständnis, sondern durch Verwirklichung. Verwirklichung bedeutet, dass unser Körper und unser Geist völlig in Einklang mit unserer wahren Natur funktionieren. Wenn wir in jedem Augenblick eins mit der Praxis sind, ist diese Praxis wirklich Satori. Die Praxis ist kein Mittel, um irgendwo anzukommen oder etwas zu erreichen, sondern die rechte Seinsweise, ohne Hintergedanke, ohne Berechnung.

Manchmal heißt es, Soto-Zen sei die Praxis von shikantaza, während Rinzai-Zen die Praxis der Koans sei, so als ginge es um Mittel, um das Erwachen zu erlangen. Shikantaza ist kein Mittel, um irgendetwas zu erreichen. Es ist die augenblickliche Verwirklichung des Erwachens. Sich damit begnügen, einfach nur zu sitzen, ohne etwas zu erwarten. Realisieren, dass es uns an nichts fehlt, denn wir sind seit jeher die wahre Buddha-Natur. Da ist nichts Geheimnisvolles, sondern die Wirklichkeit unseres Lebens in völliger Einheit mit allen Wesen, mit allen Existenzen. Also fehlt es an nichts, und nichts ist zu viel.

Wenn man dies wirklich erfährt, verschwindet die Unwissenheit. Die Buddha-Natur ist kein Gegenstand des Glaubens, sondern die tiefe Wirklichkeit unseres Lebens. Es geht nicht darum, an sie zu glauben, sondern darum, sie zu erfahren. Dazu müssen wir all unsere geistigen Konstrukte loslassen und wirklich aufnahmebereit werden für das Leben, so wie es ist. Das wird durch die Praxis, die shikantaza genannt wird, verwirklicht. Sie ist kein Mittel, sondern die Aktualisierung des Erwachens.

Begnügt euch also damit, einfach in der richtigen Haltung, in einer entspannten Haltung zu sitzen. Atmet weiter ruhig durch die Nase ein und aus. Seid hier und jetzt wahrhaft lebendig und nicht verloren in Abstraktionen oder Vorstellungen.
Daher sagte Meister Deshimaru: „Zen ist letztendlich das Leben.“ Das wahre Leben. Zazen ermöglicht uns zu sehen, nicht zu glauben, und durch die Gesamtheit von Körper und Geist das Leben ohne Trennungen und ohne Hindernisse zu spüren.