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Interview

Mit Albert, 47 Jahre

Warum praktizierst Du Zazen?

Vor zwei Jahren fing ich an, Zazen zu praktizieren. Damals hatte ich gerade eine schwere Krankheit überstanden, und in diesem Kontext war ich auf Sinnsuche. Seit meiner Kindheit war ich eher christlich orientiert, wie viele Menschen in unseren Breitengraden. Vor zwei Jahren hat eine Freundin mich dann zu einer Sesshin, einem Zen-Meditations-Retreat mitgenommen, was für mich ein einschneidendes Erlebnis war. Seitdem praktiziere ich regelmäßig. Zazen ist Bestandteil meines Lebens geworden.

Wieso kam Zazen gerade richtig in diesem Moment?

Ich würde sagen, dass meine Krankheit den Boden für die Zazen-Praxis bereitet hat. Da diese Krankheit auch anders hätte ausgehen können, hatte ich das Gefühl, ein neues Leben anzufangen, und da ist Zazen ein guter Begleiter.

Hat die Zazen-Praxis Dir geholfen, Deine Krankheit zu akzeptieren?

Ja, auf jeden Fall. Da die Krankheit wieder ausbrechen kann, hilft mir Zazen sehr dabei, diese Prognose zu bewältigen. Zazen hat mir geholfen, angesichts des möglichen Krankheitsrückfalls mehr im Hier und Jetzt zu leben, so angstfrei wie möglich.

Spielt Zazen für Dich auch im gesellschaftlichen Leben eine Rolle, bei deiner Arbeit, zum Beispiel, oder in deinem Alltag, im Kontakt mit der Familie oder mit Freunden?

Ich versuche, neben dem wöchentlichen Meditieren im Dojo jeden Tag 30 Minuten zu Hause zu praktizieren. Das macht sich mittlerweile für mich bemerkbar, zum Beispiel in meiner Art auf Leute zuzugehen, zu leben, mit Konflikten umzugehen. Ich denke schon, dass ich dank Zazen Beziehungen bewusster lebe, mehr wertschätze. Eigentlich neige ich dazu, eher kopflastig zu sein und viele Dinge zuerst mit dem Verstand anzugehen. Dank der Zazen-Praxis schaffe ich es besser, zum Beispiel spontaner mit anderen umzugehen und meiner Intuition zu folgen.

Welche anderen Lebensthemen werden bei Dir von Zen berührt, zum Beispiel, wenn du an die großen Krisen unserer Zeit denkst?

Ich habe eine Art Grundvertrauen ins Leben, und das schon seit langer Zeit, so dass ich eigentlich meistens angstfrei an die Zukunft denken kann. Dieses Vertrauen war früher vielleicht transzendenter und ist heute durch Zazen mehr geerdet.
Eine aktuelle Krise, die in Nordfrankreich, wo ich lebe, besonders präsent ist, ist die Migration (Stichwort Calais). Ich versuche, in meinem Umfeld zu helfen, zum Beispiel bei der Wohnungssuchende zu beherbergen, aber auch das ist eigentlich etwas, was mir schon vor dem Kontakt mit Zazen wichtig war.

Erwartest Du etwas Bestimmtes von Deiner Zazen-Praxis?

Ich erwarte, dass mich Zazen im Leben weiter trägt, so wie es mich bis jetzt getragen hat, wie eine Art roter Faden, der mir den Weg weist.
Wie weit mein Engagement gehen wird, wird sich zeigen. Ich habe zum Beispiel gerade angefangen, Stiche zum Rakusu-Nähen zu üben. Inwiefern daraus irgendwann ein fertiges Rakusu entsteht, wird man sehen. Ich war als Kind und als Jugendlicher ganz fest in eine christliche Gemeinde eingebunden, das lässt mich heute, glaube ich, eher davor zurückschrecken, mich neu in ein System zu integrieren. Das heißt nicht, dass ich den Eindruck habe, beim Zazen in ein Korsett gezwängt zu werden. Die Frage der Reichweite des Engagements, zum Beispiel in Form von einer Ordination, habe ich heute noch nicht abschließend beantwortet.


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