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Guckst Du | Texte | Kusen - Mündliche Unterweisungen im Dojo

Die Vertrautheit erfahren

Manche praktizieren Zazen, um sich zu entspannen, um runterzukommen von den anstrengenden Erlebnissen des Alltags. Aber im Grunde genommen ist Zazen keine Entspannungsübung, keine Wellness- oder Meditationstechnik. Zazen ist kein Mittel im Dienste unseres Egos, um in irgendetwas besser zu werden oder Fortschritte zu machen, nicht einmal um das Erwachen zu erlangen. Zazen ist einfach Zazen, einfach sitzen.

Aber wir sitzen nicht wie im täglichen Leben, um am Tisch etwas zu erledigen oder um uns auszuruhen. Die sitzende Haltung wird zum Mittelpunkt unserer Konzentration. Wenn wir sitzen, gibt es nichts außerhalb der sitzenden Haltung. Wir sitzen nicht, um fernzusehen, um zu essen oder uns zu entspannen. Wir sitzen, um zu sitzen. Und selbst dieses "um zu" ist nicht mehr relevant. Wir sitzen einfach nur.

Während Zazen kann der Geist zur Ruhe kommen, was wir oft als entspannend erleben. Dennoch sollten wir bei dieser Erfahrung nicht stehenbleiben und uns von ihr nicht einlullen lassen, um keine Anhaftung zu erzeugen.
Jeder Augenblick ist neu, jeder Augenblick ist anders. Jeder neue Augenblick ist die Wirklichkeit, die wir empfangen, so wie sie ist, egal ob sie unserem Ego genehm ist oder nicht. Nur auf diese Weise können wir eine vollständige Vertrautheit verwirklichen, das Leben ohne Trennung, das Leben ohne Ego, ohne etwas, das trennt. Zum Beispiel bin nicht ich es, der Zazen macht, es sind nur ein Körper und ein Geist, die sich völlig der Haltung hingeben und im Zazen sitzen.

Wenn man diese Vertrautheit erfährt, wird man mit dem Erwachen des Buddha und der Meister der Weitergabe vertraut. Es bedeutet, sein begrenztes Ego aufzugeben, das Trennungen und Einsamkeit schafft. Es bedeutet, völlig vertraut zu werden mit der Wirklichkeit wie sie ist, ohne Grenzen.

Auf die Verwirklichung dieser Vertrautheit weist das Wort „Sesshin“ hin. Oft übersetzt man Sesshin mit „den Geist berühren“. Se oder setsu bedeutet, mit dem Geist jenseits von sich selbst und anderen vertraut zu werden. Diese Vertrautheit darf sich jedoch nicht auf die sitzende Haltung im Zazen beschränken. Gerade auf einem Sesshin, in der konzentrierten Atmosphäre mit der Sangha, durchdringt man jede Praxis vollständig. Man widmet seine ganze Aufmerksamkeit dem, was man gerade tut, wie man rezitiert, wie man sich bewegt, wie man isst, wie man arbeitet, wie man sich ausruht. Diese Vertrautheit, die man dabei erfährt, setzt sich danach in allen Handlungen und Momenten des täglichen Lebens fort.

Ihr kennt bestimmt diese berühmten Sätze von Meister Dogen:

Den Weg zu studieren bedeutet, sich selbst zu studieren.

Das heißt sich aus dem weiten Zazen-Geist heraus zu betrachten und kennenzulernen.

Sich selbst zu studieren bedeutet, sich selbst zu vergessen.

Das heißt über sein Ego hinauszugehen, sich nicht mit seinem Ego zu identifizieren.

Sich selbst zu vergessen heißt, von allen Dingen bestätigt zu werden.

Das heißt eins mit allen Dingen zu werden, die Nicht-Getrenntheit zu erfahren.

Diese Vertrautheit, die man während Zazen erfährt, schließt alle Daseinsformen ein, alle Wesen, von denen man nie getrennt ist.

 

Ro/Si 08/2023

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