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Guckst Du | Texte | Kusen - Mündliche Unterweisungen im Dojo

Konzentration und Beobachtung

Geht zu Beginn des Zazen durch alle wichtigen Punkte der Körperhaltung. Wenn ihr euch hinsetzt, achtet darauf, dass ihr richtig mittig auf dem Zafu sitzt. Neigt das Becken nach vorne, so dass ein Teil des Körpergewichts auch auf den Knien ruht. Dann richtet den Oberkörper auf, streckt den Nacken und drückt den Kopf in den Himmel. Sind die Schultern locker? Ist das Gesicht entspannt? Ist der Bauch entspannt, damit ihr tief ein- und ausatmen könnt? Wenn ihr Verspannungen im Körper aufspürt, versucht sie zu lockern. Atmet ruhig durch die Nase ein und aus.

Lenkt während Zazen eure Aufmerksamkeit immer wieder auf die Körperhaltung. Es hilft, die Gedanken loszulassen und verhindert, dass ihr euren Neigungen, euren Wünschen oder Ablehnungen folgt. So bleibt ihr gut zentriert im Hier und Jetzt. Um immer wieder zu dieser Konzentration zurückzukehren, wählt ihr am besten einen Bereich des Körpers, entweder die vertikale Linie zwischen Nase und Bauchnabel oder die sanfte Berührung der Daumen, durch die man den Puls spüren kann, oder die Nasenlöcher, durch die die Luft rein- und rausströmt. Bleibt soweit möglich auf einen Punkt konzentriert, denn wenn man ständig von einem Konzentrationspunkt zum anderen wechselt, trägt dies zur Zerstreuung des Geistes bei.

Aber natürlich tauchen weiterhin Gedanken auf. Es geht nicht darum, sie zu ignorieren, sondern darum, sehr schnell im Moment ihres Auftauchens zu erkennen, was ist. Was taucht gerade auf? Der wichtige Punkt beim Zazen ist nicht, sich mit dem Inhalt der Gedanken zu beschäftigen, seine Gedanken, Wünsche, Geisteszustände zu analysieren, sondern direkt, intuitiv ihre Unbeständigkeit zu beobachten. Die Gedanken sind so substanzlos wie die Wolken am Himmel. Sie tauchen unvermittelt auf und verschwinden, sobald wir sie ziehen lassen.

Unsere Gedanken und unsere Geisteszustände zu sehr analysieren zu wollen, ist unmöglich, denn die Kette von Konditionierungen und Beziehungen hat kein Ende. Auch wenn es manchmal interessant ist, die Gedanken genauer zu betrachten und zu untersuchen, ist während Zazen nicht die Zeit dazu. Sobald wir uns ihrer bewusst sind, lassen wir sie sie vorbeiziehen.

In der Zazen-Praxis gehen wir direkt zum Wesentlichen. Auch wenn diese Phänomene existieren, diese Gedanken, die aus unserem Gehirn, unserem Geist stammen, sind sie unbeständig und ohne Substanz. Vor allem bilden sie kein Ego, kein Ich. Wir sind nicht diese Gedanken.
Wenn wir unsere Gedanken beobachten, uns aber nicht mit ihnen identifizieren, verhindern wir, dass wir uns von unseren verschiedenen Geisteszuständen vereinnahmen lassen. So können wir einen weiten und freien Geist bewahren.

Insbesondere im täglichen Leben können wir so vermeiden, impulsiv von Emotionen wie Ärger, Ungeduld oder Gier mitgerissen zu werden. Auch wenn ein Ärger aufkommt, bin ich nicht dieser Ärger. Nichts zwingt mich, ihm zu folgen.

In einem ruhigen Geist ist mehr Raum für das Miteinander und das Mitgefühl.

Es ist diese Haltung, diese Fähigkeit zur Konzentration und Beobachtung, die es uns ermöglicht, frei zu bleiben, während wir mit den Phänomenen des täglichen Lebens in Kontakt sind, sowohl mit den äußeren Phänomenen, denen wir begegnen, als auch mit den Phänomenen, die in unserem Geist entstehen.

 

RoSi 10/2022

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