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Guckst Du | Texte | Kusen - Mündliche Unterweisungen im Dojo

Worte sind nur eine Andeutung

Das folgende Kusen ist aus dem Buch „Le zen du Bouddha“ von Meister Roland Yuno Rech:

Sehr oft reden wir, ohne etwas zu sagen. Wenn es im Speisesaal heißt: „Ihr könnt jetzt sprechen“, gibt es einen Moment des Zögerns. Worüber lohnt es sich, das Schweigen zu brechen? Doch schon bald beginnt das Gerede, und es wird wie in einem Hühnerhof.

Es heißt, dass der Mensch sich dadurch auszeichnet, dass er ein sprechendes Tier ist. Da wir in eine Welt der Sprache hineingeboren werden, gewöhnen wir uns schnell an die Worte. Die moderne Bildung basiert auf der linken Gehirnhälfte, dem Sprachhirn. Wir lernen Wörter, Konzepte und Begriffe und haften ihnen an.

In einem Sutra mit dem Titel „Die ursprüngliche Ursache“ prangert der Buddha dieses Phänomen an. Wir fangen damit an, der Erde einen Namen zu geben. Dann sagen wir: „Diese Erde gehört mir“, dann hängen wir an der Erde und sie wird „meine Erde“, was zu einer Quelle von Kriegen, von Konflikten wird. Wenn wir sagen: „Ich“, „das ist meins“, dann glauben wir am Ende, dass dieses Wort eine Realität hat, wir halten an ihm fest, und aufgrund dieser Anhaftung sehen wir unsere Einheit mit den anderen nicht mehr.

Wir wollen uns unterscheiden, uns behaupten, und sobald wir dieses Selbst als bedroht empfinden, werden wir aggressiv. Wir fühlen uns herabgesetzt, wenn wir kritisiert werden, wir werden stolz, wenn wir gelobt werden, oder wir sind unglücklich, wenn wir etwas verlieren, das uns gehört. All dies ist darauf zurückzuführen, dass wir uns mit „ich“ identifiziert haben.

Buddha predigte fünfundvierzig Jahre lang. Er benutzte die Sprache, um seine Erfahrungen auszudrücken und seine Schüler anzuleiten. Am Ende sagte er: „Selbst das Nirvana ist eine Vorstellung. Klammert euch nicht daran!“ Dies ist eine andere Art, die Sprache zu verwenden, ohne Worten anzuhaften.

Als er die Essenz seiner Lehre vermitteln wollte, nahm er einfach eine Blume und drehte sie schweigend zwischen seinen Fingern, völlig aufmerksam auf die Blume, so wie sie war. Die Anwesenden waren überrascht und verstanden ihn nicht. Nur Mahakashyapa lächelte. Daraufhin sprach Buddha diesen berühmten Satz: „Ich besitze das Auge des wahren Gesetzes, den gelassenen Geist des Nirvana, und nun gebe ich es an Mahakashyapa weiter.“

Dies ist der Ursprung der Weitergabe von i shin den shin, dem Geist des Zen. Es ist nicht etwas, das von einer Person zu einer anderen Person weitergegeben wird. Es ist das gemeinsame Erkennen der Realität, wie sie ist. Sie gehört niemandem.

Wir lassen nicht zu, dass das, was wir nur gemeinsam im Dojo erleben können, in eine Vorstellung eingeschlossen wird. Was wir darüber sagen können, ist nur eine Andeutung, nicht zu verwechseln mit der Praxis selbst. So können wir, ohne uns an Worte zu klammern, die Sprache nutzen, um die Lehre weiterzugeben und alle zur Praxis zu ermutigen, indem wir auf verlockende Worte verzichten und wahre Sympathie zum Ausdruck bringen.

 

RoKo 09/2021

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