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Guckst Du | Texte | Kusen - Mündliche Unterweisungen im Dojo

Das große Loslassen

Drückt während Zazen den Scheitel eures Kopfs in den Himmel und die Knie auf die Erde. Dehnt gut den Körper zwischen Himmel und Erde aus. Lockert dabei alle Verspannungen, im Rücken, im Bauch, im Gesicht. Senkt die Schultern. Atmet ruhig ein und aus und entspannt Körper und Geist.

Wir sind immer dann angespannt, wenn wir uns vor etwas fürchten und etwas vermeiden wollen, oder wenn wir etwas festhalten und nicht verlieren wollen. Aber hier im Zazen brauchen wir uns vor nichts fürchten. Wir halten auch nichts fest, das wir verlieren könnten. Wir praktizieren mushotoku, ohne Ziel, ohne Objekt, ohne Objekt der Anhaftung oder Ablehnung. Somit können wir all unsere Verspannungen loslassen.

Oft werden Dehnübungen empfohlen, die dem Körper helfen, die Zazen-Haltung einzunehmen. Allerdings darf auch die Haltung nicht zu einem Objekt werden. Wir sind einfach in dieser Haltung, mit unserem Körper, so wie er ist. Es ist wichtig, seinen Körper zu akzeptieren, wie er ist, mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Grenzen. Es geht im Zazen nicht darum, eine perfekte Körperhaltung zu haben, sondern in Einheit mit seiner Körperhaltung zu sein und alle anderen Beschäftigungen loszulassen.

Meister Deshimaru empfahl, Zazen so zu praktizieren, als ob wir einen Sarg steigen würden. Was bleibt in diesem Moment? Was ist in diesem Moment wichtig?

Im Moment des Sterbens helfen uns alle Objekte, all die Dinge, die wir im Laufe unseres Lebens angesammelt haben, nicht mehr. Wir können keins von ihnen auf unsere große Reise mitnehmen. Wir kommen mit leeren Händen auf die Welt und verlassen sie mit leeren Händen. Es ist wirklich die Gelegenheit des großen Loslassens.

Manchen Menschen wird dies klar, wenn sie dem Tod nahe sind. In diesem Moment ist es für sie eine echte spirituelle Revolution. Um diese spirituelle Revolution, dieses Erwachen zu erfahren, müssen wir nicht auf das Ende unseres Lebens warten. Deshalb praktizieren wir Zazen so, als ob wir hier und jetzt in unseren Sarg steigen würden. Das ist keine morbide oder gruselige Vorstellung, die einem Angst machen soll. Es ist eine radikale Änderung unserer Sichtweise, die uns hilft, die Relativität unseres Egos zu erkennen, und damit unsere egozentrischen Einstellungen loszulassen.

Genau das empfiehlt der Bodhisattva des Mitgefühls im Hannya Shingyo: „Seht deutlich, dass die Bestandteile des Seins nichts als Leerheit sind, dass wir alle Ursachen des Leidens aufgeben und zusammen mit allen Wesen über diese Welt des Leidens hinausgehen können.“ Der Sinn unserer Praxis ist zu lernen, in Harmonie mit der tiefen Dimension unserer Existenz zu leben, mit unserem wahren Selbst, das nicht auf unsere Person beschränkt ist. Dann drehen wir uns nicht mehr nur um uns selbst, sondern unser Blick umfasst gleichzeitig uns und die anderen.

Während Zazen können wir dies auf natürliche Weise verwirklichen. Im täglichen Leben fällt es uns schon schwerer, weil viele Konditionierungen und altes Karma uns daran hindern. Deshalb sind Praktiken wie die der Paramita hilfreich, um das, was wir in der Zazen-Praxis verwirklichen, im Alltag umzusetzen. Die sechs Paramita werden auch die Tugenden des Bodhisattva genannt. Es sind Freigiebigkeit, ethisches Verhalten, Geduld, Bemühung, Meditation und Weisheit.

Es ist wichtig, nicht nur über das Loslassen nachzudenken, sondern es ganz konkret immer wieder zu tun. Dann ist der Gedanke, in einen Sarg zu steigen, auch nicht mehr so befremdlich. Denn im Grunde ist es nur ein weiterer Schritt, eine weitere Veränderung.

 

RoSi-0707 02/2021

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