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Guckst Du | Texte | Kusen - Mündliche Unterweisungen im Dojo

Einfach sitzen, einfach sein

Einfach sitzen, einfach atmen, einfach sein.
Gebt während Zazen jede Erwartung, jede Absicht auf. Wir sitzen einfach nur, wir sitzen ganz, Körper und Geist in Einheit im Hier und Jetzt. Zufrieden sein mit dem was ist. Das ist das wahre Glück.
Wenn wir etwas anderes herbeisehnen als das, was da ist, sind wir unzufrieden, weil wir das Gefühl haben, unserem Leben fehle gerade etwas. Mit diesem Gefühl können wir nicht wirklich glücklich sein, denn wir machen unser Glück davon abhängig, etwas zu haben, was nicht da ist. Daher können wir uns nicht damit zufriedengeben, einfach nur zu sein.

Oft liegt die Ursache dafür an unserer Erziehung. Von einem Kind wird oft verlangt, sich anzustrengen, um etwas zu lernen, um etwas oder jemand zu werden, um Erwartungen zu entsprechen. Mehr werden, besser werden, anders werden. Natürlich ist es normal, dass ein Kind neugierig ist, erwachsen und autonom werden will und deshalb lernt. Dies kann allerdings Spuren und Gewohnheiten hinterlassen, die problematisch werden. Man hat den Eindruck, dass man so wie man ist, nicht genügt. Anders gesagt, es fällt einem schwer, sich so anzunehmen und zu lieben, wie man ist. Man vergleicht sich mit andere und wünscht sich, besser oder anders zu sein. Dies löst viele Wünsche aus und führt gleichzeitig zu Unzufriedenheit, weil der Geist niemals in Frieden ist. Wir haben immer Angst, etwas zu verlieren oder das nicht zu bekommen, was wir haben möchten. Und selbst wenn wir vieles erreicht haben, wissen wir sehr gut, dass nichts dauerhaft von Bestand ist. Daher sind wir immer mehr oder weniger beunruhigt.

Buddha Shakyamuni hat dieses Leiden des Daseins beschrieben und ein Heilmittel gesucht. Er fand es in der Zazen-Praxis, durch eine innere Revolution, die durch eine veränderte Sichtweise ausgelöst wird. Aufhören, irgendwelchen Vorstellungen entsprechen zu wollen oder ständig an die Zukunft zu denken. Hier und jetzt sein wirkliches Leben berühren und realisieren, dass nichts fehlt. Denn dieses Leben hier und jetzt ist im Grunde ein Leben in Einheit mit dem ganzen Universum. Dieses Leben ist jenseits von besser oder schlechter, von zu viel oder zu wenig.
Die Welle an der Oberfläche des Ozeans ist nie vom Ozean getrennt. Ob klein oder groß, sie ist der ganze Ozean. Eine kleine Welle hat nicht das Bedürfnis, eine große Welle zu werden, weil sie von der großen Welle nicht getrennt ist. Beide sind Teil des Ozeans.

Der reine Geist ist nicht zwei. Die Nicht-Zweiheit, das Nicht-Getrenntsein ist die Essenz unserer Praxis. Wer eins mit dieser Praxis ist, in der er nichts erwartet, in der nichts fehlt und nichts zu viel ist, erwacht augenblicklich zur Wirklichkeit. Es ist die Praxis der Befreiung, denn wir leben Augenblick für Augenblick im Hier und Jetzt und sind eins mit dem, was wir tun und sind. Jede Handlung ist Ausdruck des Erwachens, das Leben wird vollständig gelebt. Wie kann man da nicht glücklich sein?

Das Leben ist nicht mehr wie ein Traum. Auf einem Sesshin kann man es den ganzen Tag lang konkret erfahren. Eins sein mit Zazen, wenn man Zazen macht, eins sein mit der Handlung des Essens, einfach nur essen, ohne zu urteilen, ohne an etwas anderes zu denken. Eins sein mit dem Arbeiten oder dem Ausruhen. Die Geste Gassho ist das Symbol dieser Einheit, Körper und Geist in Einheit mit der Umgebung. Wir harmonisieren uns mit den anderen und mit dem, was wir tun. So bleibt der Geist frei von jeder Dualität. Und wenn ein dualistischer Gedanke erscheint, nehmen wir ihn kurz wahr und lassen ihn wieder ziehen.

Einfach sitzen. Einfach einatmen und ausatmen und alles andere loslassen. Dieses Loslassen ist Erwachen und Verwirklichung.

RoSi-1410 12/2018

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