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Guckst Du | Texte | Kusen - Mündliche Unterweisungen im Dojo

Wir steigen aus

Das Zazen, das wir praktizieren, ist die große Pforte des Dharma, die große Pforte zur Wirklichkeit. Durch Zazen können wir die tiefe Wirklichkeit unseres Lebens durchdringen und uns mit ihr harmonisieren. Unter „Erwachen“ versteht man, aus seinen Illusionen zur Wirklichkeit zu erwachen. Davor brauchen wir uns nicht zu fürchten. Einfach fest in der Haltung sitzen und klar sehen, was in uns geschieht. Wir sehen, dass alles vorbeizieht. Von Augenblick zu Augenblick erscheinen Gedanken, Empfindungen und Wahrnehmungen und verschwinden wieder.

Diese Unbeständigkeit ist der Ausgangspunkt des Buddha-Weges. Da wir unserem Ego anhaften, das nach Beständigkeit strebt, erzeugt sie oft Leiden, denn wir erkennen, dass wir letztlich nichts festhalten oder besitzen können. Alles verändert sich ständig, auch unser Ego. Wir könnten dies bedauern und versuchen, uns der Unbeständigkeit zu widersetzen, indem wir Begriffe erfinden, an die wir uns klammern: zum Beispiel den Begriff eines ewigen Selbst. Das ist bei den meisten Religionen der Fall. Aber auf dem Buddha-Weg geht es darum, diese Wirklichkeit der Unbeständigkeit zu akzeptieren, sich mit ihr zu versöhnen und sie zum Freund zu machen.

Zu Beginn seines Lebens hatte Meister Dogen sehr unter der Unbeständigkeit gelitten. Er verlor seine Eltern, als er noch sehr jung war. Aber später verstand er, dass die Unbeständigkeit die wahre Buddha-Natur ist. Es ist eine große Illusion, sich mit Meinungen und Vorstellungen zu identifizieren. Daher heißt es im Diamant-Sutra: „Wenn der Geist auf nichts verweilt, erscheint der wahre Geist.“ Der wahre Geist ist wendig und in der Lage, von Augenblick zu Augenblick jede Form von Anhaftung loszulassen.

Der Grund für die Unbeständigkeit ist, dass alles, was existiert, in wechselseitigen Beziehungen steht. Es gibt keine getrennte, eigenständige Existenz. „Sein“ bedeutet zusammen sein, miteinander sein. Es ist eigentlich unmöglich, sich nur auf sich selbst zu beziehen, völlig illusorisch, denn so schafft man nur Leiden für sich selbst und für die anderen. Wer sich dessen bewusst wird, kann eine innere Revolution erleben und den wahren religiösen Geist vor allen Religionen entdecken. Er kann sich mit allen Wesen verbunden fühlen, und diese Verbundenheit bringt ihn dazu, sie zu beschützen und ihnen helfen zu wollen.

Die Welt, in der wir leben, wird Welt der Wünsche genannt. Es ist die Welt des Egos, in der wir abhängig von unseren Vorlieben und Abneigungen ständig transmigrieren. Unsere Vorlieben und Abneigungen setzen uns in Bewegung und halten uns auf Trab, Sie bestimmen, wofür wir unsere Zeit und unsere Energie aufbringen. Aus diesem Grund bewegen wir uns während Zazen nicht. Wir halten diese Dynamik einfach an, wir steigen aus.

Im Zazen hören wir auf, irgendetwas zu verfolgen oder etwas aus dem Weg zu gehen. Während Zazen brauchen wir nicht urteilen, ob wir etwas richtig oder falsch, gut oder schlecht finden. Es ist nicht nötig hierhin oder dorthin zu laufen. Ob ein angenehmes oder unangenehmes Phänomen auftaucht, wir lassen es wie alle anderen vorbeiziehen.
Einfach nur sitzen, ein- und ausatmen und beobachten, was ist. Genau hier und jetzt sind wir in Einheit mit dem ganzen Universum, mit der tiefen Wirklichkeit unseres Lebens. Mit dieser Erfahrung können wir den großen Frieden des Geistes wiederfinden und diesen Frieden um uns herum erstrahlen lassen.

RoSi-1610 10/2017

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