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Guckst Du | Texte | Kusen - Mündliche Unterweisungen im Dojo

Geduld

Auf dem Buddha-Weg ist die Geduld sehr wichtig, auch hier im Dojo. Selbst wenn die Knie schmerzen oder der Rücken, selbst wenn die Nase juckt, konzentrieren wir uns weiter auf die Haltung und versuchen, uns nicht zu bewegen. Wir gedulden uns ohne bestimmte Absicht, mushotoku. So wird unsere Geduld zu einem Geschenk für die anderen und trägt zur starken Atmosphäre hier im Dojo bei.

Auch im täglichen Leben ist die Geduld wichtig. Wenn ihr zum Beispiel kritisiert werdet, regt euch nicht gleich auf. Versucht, Kritik als eine Unterweisung anzusehen, und beobachtet euch selbst. Bleibt auch geduldig, wenn man euch lobt. Lasst euch nicht von Kritik runterziehen und hebt nicht ab, wenn ihr gelobt werdet. Sich selbst kennenlernen bedeutet, zu erkennen, dass man weder so schlecht noch so gut ist, wie die anderen glauben. Es ist gut, geduldig mit sich selbst zu sein.

Manche Menschen neigen dazu, ihren Mut zu verlieren. Sie werden ungeduldig, wenn ihre Bemühungen nicht schnell genug zu einem Ergebnis führen. Sie werden ungeduldig, wenn sie bei sich oder den anderen kaum Fortschritte erkennen können. Im Zazen lassen wir all diese bonno, diese Illusionen vorbeiziehen, ohne persönliche Beurteilungen hinzuzufügen.

Der Bodhisattva übt Geduld mit seinen Leidenschaften. Das bedeutet nicht, dass er sie hinnimmt, aber er lernt, sie zu erkennen, ihnen nicht zu folgen und sich nicht von ihnen antreiben zu lassen. Dadurch bleibt er in Kontakt mit seinen Mitmenschen. Er kann ein Beispiel dafür sein, dass man ein friedlicheres Leben führt, wenn man weniger von seinen Leidenschaften eingenommen ist.
Kodo Sawaki sagte: „Ein geduldiger Mensch ist ein Mensch, der sein Ego aufgegeben hat.“ Das bedeutet nicht, dass er kein Ego mehr hat, sondern dass er nicht mehr von seinem Ego geleitet wird. Er ist frei von den Fesseln seiner Gedanken und praktiziert wach und unbewusst.

Meistens regen wir uns auf, weil wir uns für die wichtigste Person halten; dabei sind wir doch nur ein Hautsack. Im Grunde genommen gibt es keinen Grund, wütend oder ungeduldig zu werden. Wir müssen die höchste Geduld üben, die Geduld gegenüber dem Dharma, das heißt, die Unterweisung Buddhas anzunehmen, die grundsätzliche Leerheit aller Dinge zu akzeptieren, immer wieder zur Leerheit zurückzukehren und das Loslassen aller Phänomene zu praktizieren. Dies bedeutet, unsere wahre Wirklichkeit anzunehmen, die Wirklichkeit, so wie sie ist und nicht wie wir sie gerne sehen würden.

Meister Tozan lehrt, Geduld gegenüber dem samsara, der Welt der Anhaftungen zu üben, gegenüber Leben und Tod. Wenn man lebt, konzentriert man sich auf das Leben. Wenn man sterben muss, konzentriert man sich auf das Sterben, ohne das eine oder andere zu erwarten oder zu bedauern. Der Bodhisattva sucht nicht das Nirvana, um der Welt zu entkommen. Im Gegenteil, er praktiziert die große Geduld, die er benötigt, um allen fühlenden Wesen zu helfen. Dies ist der wahre Sinn der Geduld auf der Praxis des Weges: nicht für uns selbst, nicht für den eigenen Erfolg, sondern um den anderen mit Mitgefühl zu begegnen.

Die Geduld ist die Tugend des Beschützens, des Beschützens vor Wut, Gewalt, Verurteilung und Intoleranz gegenüber anderen und uns selbst. Wenn ihr im Zazen Widerständen begegnet, atmet weiter ruhig ein und aus, lasst alles vorüberziehen, und übt euch in Geduld. Zum Wohl aller Wesen.

RoSi 9407-06/2016