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Guckst Du | Texte | Kusen - Mündliche Unterweisungen im Dojo

Egal

Egal, ob es draußen heiß oder laut ist. Egal, ob ihr müde oder unruhig seid. Egal, ob ihr euch in einem wohligen Zustand befindet oder ob ihr Schmerzen habt. Konzentriert euch immer wieder auf die Haltung. Neigt das Becken nach vorne und richtet den Rücken auf. Zieht das Kinn leicht zurück, damit der Nacken gestreckt ist. Die Schultern sind gesenkt, der Bauch ist entspannt. Atmet ruhig durch die Nase ein und aus.
Während Zazen wird der Körper wie ein Berg, der fest im Boden verwurzelt ist. Egal, ob der Wind ihn umweht, egal, ob Wolken vorbeiziehen, egal, ob ihn ein Unwetter umtost, der Berg wird durch nichts gestört.

Im Zazen spürt man weiterhin Empfindungen. Empfindungen resultieren aus der Berührung des Körpers mit verschiedenen Sinnesobjekten. Je nachdem, ob die Empfindung für uns angenehm oder unangenehm ist, je nachdem, was unser Geist, unsere Erinnerungen, unsere Konditionierungen hinzufügen, stehen wir ihr positiv, negativ oder neutral gegenüber.

Während Zazen können wir diesen Prozess klar beobachten. Wir beobachten, wie uns eine Empfindung freudig stimmen oder Missmut oder Angst hervorrufen kann. Egal, ob uns die Empfindung gefällt oder nicht, wir lassen sie im Zazen wie alle anderen Phänomene vorbeiziehen. Weder klammern wir uns an das Wohlbefinden, das sich einstellen kann, noch verdrängen wir, was uns unangenehm ist.
Wir akzeptieren, was ist, so wie es ist. Einfach beobachten, einfach sehen, wie die Prozesse ablaufen, die dazu führen, dass uns etwas angenehm oder unangenehm ist, und vorbeiziehen lassen. Oder, wie Meister Tozan sagte: „Wenn es heiß ist, ist es einfach heiß. Wenn es kalt ist, ist es einfach kalt.“ Es ist, so wie es ist. Punkt. Wenn wir leben, leben wir, wenn der Moment des Sterbens gekommen ist, sterben wir.

Eine Empfindung ist einfach nur eine Empfindung. Aber sie kann alle möglichen Gedanken auslösen, die zu Anhaftung oder Ablehnung führen. Wenn sich zum Beispiel während Zazen Schmerzen im Knie oder Rücken einstellen, machen sich manche Menschen Gedanken oder gar Sorgen. Sie bekommen Zweifel: „Warum muss man Knieschmerzen haben, um den Weg zu praktizieren?“, „Wenn ich jetzt schon Schmerzen habe, werde ich es bis zum Ende aushalten?“, „Bin ich mit meiner körperlichen Konstitution überhaupt für diese Praxis geeignet?“, „Können wir nicht etwas ändern, die Dauer verkürzen oder eine bequemere Haltung einnehmen?“
Jeder kann beobachten, was ein Schmerz in seinem Geist auslöst.

Wenn wir hingegen den Schmerz einfach als Schmerz betrachten, wenn wir ihn annehmen, ohne ihn zu dramatisieren, ohne uns zu widersetzen, ohne uns zu verspannen, indem wir weiter ruhig atmen, bleibt der Schmerz an seinem Platz, und der Geist wird nicht mit Gedanken überschwemmt.
So bleibt der Geist frei und fließt wie ein Wildbach ins Tal. Selbst wenn mitten im Bach Felsen oder andere Hindernisse sind, fließt das Wasser ungestört um sie herum ohne anzuhalten.

Wenn wir in der Lage sind, zu beobachten, welche Gedanken wir unseren Empfindungen hinzufügen, reagieren wir nicht mehr wie ein Spielball auf diesen Prozess. Wir können ihn unterbrechen und eins bleiben mit der Wirklichkeit des gegenwärtigen Augenblicks. So kann unser Leben auf dem Weg freier und einfacher werden.

RoSi 0205-07/17